Rehberge und Oderteich

Die Wanderung beginnt am westlichen Parkplatz in Sonnenberg. Eine Forstpiste, der Sonnenberger Planweg, führt durch den Wald. An einer Kreuzung befindet sich die 1964 erbaute Walter-Schmidt-Hütte. Wir halten uns links.

Sonnenberger Graben

Wir treffen auf den Sonnenberger Graben und folgen diesem bis zur Landstraße L591, die wir überqueren. Dort führt ein asphaltierter Weg zum Rehberger Grabenhaus.

Rehberger Grabenhaus

Der Rehberger Graben ist ein wichtiger Bestandteil der Oberharzer Wasserwirtschaft, welches die Wasserräder der Gruben zur Zeit des Harzer Bergbaus mit Wasser versorgte und damals zur Erzeugung von Wasserkraft diente. Um dem Dienstpersonal des Rehberger Wassergrabens eine Unterkunft zu bieten, wurde 1772 das Rehberger Grabenhaus bei Sankt Andreasberg errichtet. Ab dem 20. Jahrhundert wird das Haus als Wirtshaus betrieben und ist heute eine beliebte Waldgaststätte für Wanderer und Mountainbiker. Sobald der erste Schnee fällt, isdt das Rehberger Grabenhaus auch eine ideale Einkehrmöglichkeit für Skilangläufer, denn gut gespurte Loipen und schöne Langlaufstrecken verlaufen in unmittelbarer Nähe.

Rehberger Graben

Der Weg verläuft neben dem neuen Rehberger Graben, welcher von 1699 bis 1703 erbaut wurde und rund 7,25 Kilometer lang ist. Damals wurden die Wasserleitungen hauptächlich aus Holzrinnen gebaut. Erst nach und nach wurde er zu einem Steingraben ausgemauert. Der Vorläufer, der alte Rehberger Graben, verläuft rund 30 Meter höher am Hang über 8 Kilometer. Vermutlich wurde dieser zwischen 1602 und 1604 gebaut, davon über 6 Kilometer aus Holzrinnen. Während einer Stillstandsphase im Bergbau wurden die Holzrinen 1686 bis 16898 wieder hergerichtet.

Während das Baus des alten Grabens stand genug Holz in der Nähe zur Verfügung, um an Ort und Stelle die Holzrinnen, die sogenannten Gefluder, fertigen zu können. Bereits 1694 waren sich aber die Bergbauverantwortlichen darüber klar, das in 10 oder 15 Jahren, wenn das Gefluder erneuert werden muss, nicht mehr genug Holz verügbar sein wird. Man entschloß sich daher, den neuen Rehberger Graben zu bauen.

Die Schwierigkeiten beim Grabenbau verdeutlicht ein Blick auf den Hang. Die von großen Granitblöcken übersäten Flächen, die außerdem von steilen Felsnasen und Klippen durchsetzt und zum Teil auch von größeren Sumpfstellen überzogen waren. ließen den Bau normaler Gräben nur in wenigen Bereichen zu.

Um ein Zufrieren der Gräben unter den rauen Winterbedingungen zu verhindern, wurden die Gräben mit Tannenreisig abgedeckt. Der Rehberger Graben wurde teilweise mit den hier vorhandenen Granitblöcken dauerhaft abgeschlossen, überwiegend an den von Steinschlag bedrohten Stellen.

Der Goethe-Platz

Am 22. September 1783 stand Johann Wolfgang von Goethe während seiner zweiten Harzrise an diesem Platz und schaute auf die ihm vorliegende Gesteinswand. Goethe wollte nachweisen, dass Basalt, Granite und ähnliche Gesteine dem Meerwasser entstammten. Im sogenannten Basaltstreit lag Goethe falsch. Heute wissen wir, dass Basalt durch Magma und Vulkane gebildet wird.

Wir verlassen die Forststraße am Goetheplatz und nutzen den Pfad bergauf. Der Weg führt oberhalb durch teils abgestorbenen und sich neu bildenden Wald. Von einigen Stellen kann man den naheliegenden Brocken in der Ferne erkennen. Wir treffen später auf eine Forstpiste, der wir bis zum Hinweisschild zum Oderteich folgen. Kurz darauf sind wir wieder auf der alten Forststraße am Rehberger Graben.

Sandgrube und Wollsackverwitterung

Die Oder hat sich tief in den Granit eingeschitten und an den Talrändern den Granit und seine Verwitterungsformen freigelegt. In der Sandgrube ist Wollsackverwitterung besonders gut zu erkennen. Der Verband des Granits ist bereits soweit aufgelöst, dass nur noch einzelne große Blöcke in der sandigen Grundmasse schwimmen. Bei dieser Auflösung durch Wasser und Säuren wird das Gestein nicht an allen Stellen gleichmäßig zersetzt. Viel mehr gibt es einzelne Bereiche, in denen die Auflösung schneller vonstatten geht un die daher bereits zu Sand zerfallen sind. Andere Bereiche, die dem Prozess länger standhalten, sind heute in der Form der Blöcke zu finden. Häufig liegen die Blöcke übereinander und erinnern in ihrer Form an Wollsäcke, daher rührt auch der Name.

Da eine solche tiefgründie Zersetzung des Gesteins heute nicht mehr abläuft, belegt dies, dass das Klima im Tertiär feucht-subtropisch war. Mit dem Granitguss, der hier in der Sandgrube gewonnen worden ist, haben die Bergleute die Trockenmauern des Rehberger Grabens verfüllt. Das Material wurde auch beim Bau des Oderteichdamms eingesetzt.

Oderteich

Bei abgesenktem Waserspiegel sieht man rechts am Ufer, wenn man auf dem Damm steht, einen Streifen von grobblöckigen Granitsteinen, die sich weiter nördlich bis ins Wasser fortsetzen. Die von Granitblöcken befreiten Flächen sind zwischen 1715 und 1721 freigeräumt worden, um daraus den wasserseitigen und den luftseitigen Stützkörper des Damms zu errichten. Zwischen den grossen Steinen lag der braune Sand, der Granitgrus, das Verwitterungsprodukt des Granits. Dieser wurde in den Kernbereich des Damms lagenweise eingebaut und durch Stampfen verdichtet. In den Jahren 1717 bis 1721 wurde zusätzlich ein Steinbruch eingerichtet, welcher links vom Staubecken gelegen hat. Bei Flachwasser sieht man noch die Bohrspuren der Bergarbeiter.

Der Granitgrus wurde mit Schubkarren transportiert, die Blöcke mit Winden gehoben auf den spurgeführten Wagen, den sogenannten Hunden, zur Einbaustelle transportiert. Zum Abschluß der Bauarbeiten wurde am gegenüberliegenden Ende des Damms hängwärts, die große Ausflut ausgebrochen. Die dort gewonnen Granitsteine setzte man in die letzte Dammlücke. Wegen der ungewohnten Baustoffe lagen die Baukosten beim sechsfachen der geschätzten Summe, bei 11.700 Reichstalern.

Trotzdem hat sich der Oderteich in sehr kurzer Zeit ausbezahlt. Er erwies sich als Segen für den Bergbauch von Sankt Andreasberg. Den drei Hauptverantwortlichen zahlte man am Ende noch beträchtliche Belohnungen, wegen extraordinären Mühen und angewandten Fleißes.

Die zehn Granitobelisken an der Ausflut dienen als Eisbrechner, um eine Blockierung der Ausflut zu verhindern. Statt eines massiven Eichengerüsts bauten die Bergleute diese einmalige Anlage. Alle Obelisken sind aus den Granitblöcken im Stausee ohne Gebrauch von Sprengstoff gebrochen worden. Bei der Neuaufstellung 1992 konnten noch vier alte Obelisken verwendet werden.

Blick vom Ostufer über den Oderteich
Blick vom Ostufer über den Oderteich