Sakralbauten von Nizza

Nizza verfügt über viele gut erhaltene Sakralbauten, vor allem in der kleinen Altstadt sind einige konzentriert. Ich werde hier nur eine Auswahl genauer vorstellen.

Basilique-Cathédrale Sainte-Marie et Sainte-Réparate

Schirmherrin der Kathedrale ist die junge Märtyrerin Réparate. Sie wurde ungefähr um 250 in Cäsarea in Palästina im Alter von 15 Jahren wegen ihres Glaubens gefoltert. Sie sollte verbrannt werden, aber ein Regenguss löschte das Feuer. Dann wurde ihr siedenes Pech eingeflößt, aber sie schwor dem Glauben nicht ab. Letztendlich soll sie enthauptet worden sein. Der Legende nach soll ihr Geist in Form einer Taube den Körper verlassen haben.

Für den Kult um Sainte Réparate gibt es seit dem 9. Jahrhundert Belege. Heute ist er vor allem in Italien um Florenz und seit dem 11. Jahrhundert in Nizza verbreitet. 1049 wird die erste Kathedrale, St. Maria, eingeweiht, die von 1650-1685 vergrößert wird. 1699 wird die neue Kathedrale geweiht, der Bau wird nochmals fortgesetzt. 1731-1757 wird der Glockenturm errichtet. 1900 erfolgt die Erweiterung mit den Seitenkapellen im Barockstil.

Hauptraum

Der Hauptraum ist ein Tonnengewölbe, der wie die Seitenschiffe auf Bögen ruht. Es finden sich die Initialen SR, die Decke ist reich bemalt. Entlang des Mittelschiffs und des Chores sind an den Säulen die Initialen und Wappen der Herzöge von Savoyen angebracht. An der Rückseite der Fassade befindet sich die Orgel aus dem Jahr 1901.

Chor

Der Hochaltar von 1686 beherbergt eine Reliquie von St. Victor. Die Bilder sind von 1655. Die Balustrade besteht aus farbigem Marmor mit dem Wappen von Nizza.

Kuppel

Die Kuppel ist 39 Meter hoch und besitzt acht farbige Glasfenster, die Licht hereinlassen. Die bemalten Glasfenster stammen aus dem Jahr 1900. Unter der Kuppel steht ein Stuhl aus dem zweiten Kaiserreich und eine Statue vom Bischof Sola von 1885.

Fassade

Die Fassade wurde in den Jahren 1825-1830 nachträglich eingebaut. Sie zeigt die Statuen der vier Bischöfe (Pons, Bassus, Valerian und Siagre), wleche die Kirche in Nizza gegründet haben und die Heilige Sainte Réparate.

Seitenkapellen

Die Kathedrale verfügt über zehn Seitenkapellen, an jeder Seite fünf. Die meisten sind mit Reliquien, Altären und Bildern ausgestattet und Heiligen gewidmet. Die Seitenkapelle Chapelle du Saint-Sacrement enthält den großen denkmalgeschützten Altaraufsatz "Erörterung des Altarsakraments", der mit denen von Raffael gestalteten in den Kammern des Vatikans in Verbindung steht. An den Seitenwänden hängen zwei Gemälde: "Moses und das Manna" und "Aaron und die Bundeslade". Friese von Kelchen und Hostien wechseln sich mit symbolischen Abbildungen der Sonne ab.

Öffnungszeiten

Der Eintritt ist frei, die Kathedrale ist von Dienstag bis Freitag von 9:00-12:00 Uhr und von 14:00-18:00 Uhr geöffnet. Am Samstag ist der Besuch von 9:00-12:00 Uhr und von 14:00-19:30 Uhr, am Sonntag von 9:00-13:00 Uhr und von 15:00-18:00 Uhr möglich.

Église Saint-Martin-Saint-Augustin

Die Kirche Église Saint-Martin-Saint-Augustin ist eine der ältesten in der Unterstadt von Nizza. Ein Kloster aus dem 14. Jahrhundert befand sich an der Stelle, außerhalb der Stadtmauern. Das Kloster wurde von den ständigen Kriegen in dieser Region mehrfach verwüstet.

Das heutige Gebäude stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Ursprünglich hatte die Kirche zwei Türme, das Erdbeben vom Februar 1887 zerstörte aber einen Turm. In dieser Kirche wurde am 19. Juli 1807 Guiseppe Garibaldi getauft, ein italienischer Freiheitskämpfer.

Église Saint-Jacques-le-Majeur et Église du Gesù

Die Kirche ist in piemontesischer Barockarchitektur gehalten. Die Fassade ist dekoriert, einige Elemente sind neoklassizistisch. Der Glockentumr ist 42 Meter hoch und aus nackten Ziegeln gefertigt, was selten in Nizza ist. Die Kuppel ist mit vielfarbigen Fliesen verziert. Der Innenraum ist ein Tonnengewölbe mit 14 Metern Höhe und 36 Metern Länge. Es ist mit Motiven aus dem Leben von Jakob dem Älteren versehen. Die Malereien stammen von dem französischen Maler Ercole Trachel, der 1820-1872 lebte.

Chapelle de la Miséricorde

Die Gnadenkapelle befindet sich direkt am Cours Saleya. Die Gestaltung wurde von Bernardo Vittone entwickelt. Der Barockbau wurde von 1747 bis 1770 errichtet. Das Kirchenschiff ist elliptisch. Heute nutzt der Orden der schwarzen Büßer das Gebäude.

Beim Bau der angrenzenden Tiefgarage 1980 zeigten sich Risse in der Fassade. Von 2002 bis 2003 wurde das Gebäude mit Korsett und Mikropfählen stabilisiert. Die Fassade, Dächer und Skulpturen wurden ab 2009 restauriert. In der Bibliothek ist ein Messbuch von 1442 zu sehen, die einzige bekannte Kopie für diesen Zeitraum von der Diözese von Nizza.

Église de l'Annonciation

Die Kirche Église de l'Annonciation ist eine der ältesten in Nizza. Die Ursprünge können bis in das Jahr 900 datiert werden. Die Kirche ist dem Apostel Jacques Maggiore gewidmet und enthält unter anderem den Altar von St. Erasmus, Schutzpatron der Seefahrer.

Das alte Gebäude wurde zu eng, daher wird der Grundstein für ein neues am 15. Mai 1677 gelegt. 1685 war der Bau fertig, allerdings fehlten noch die Verzierungen, die in den nächsten fünf Jahren hinzugefügt wurden. Erst 1740 wurde die Zustimmung zum Bau eines Turms erteilt, dessen Bau im Jahr 1760 begonnen wurde.

1793 wird die Kirche während der französischen Revolution geschlossen. 1806 wird diese wiedereröffnet und restauriert. Am 16. Juli 1834 brach ein Großbrand in der Kirche aus und das große Gemälde der Apsis wurde zerstört. Das Gemälde wurde durch ein Bild des russischen Malers Chevelkine ersetzt. Die Fassade wurde in 18363 renoviert.

1934 wird durch Pater Andrea Bianco die Statue der Heiligen Rita eingebaut. Daher kommt auch der Beiname Église Sainte-Rita.

Die Kirche hat eine unvollendete Fassade, durch die aufeinander folgenden Erneuerungen sind die Originalstrukturen verloren gegangen. Die Blätter an der Tür aus Wallnussholz wurden um 1845 von Bruder Julien Barberis geschnitzt. Über dem Türsturz erinnert eine Inschrift an die Karmeliten. Der Glockenturm von 1740-1741 enthält drei Glocken aus der Gießerei der Rosina Brüder von 1807. Das Innere wurde im 17. Jahrhundert komplett renoviert und zeigt den Barock in Luxus und Reichtum.

Kirchenschiff

Das Kirchenschiff ist rechteckig und seitlich von sechs Kapellen umgeben. Das Gewölbe ist mit Fresken von 1834 verziert.

Altar

Der Altar ist aus farbigem Marmor. Zwei Engel sind von den vier Evangelisten umgeben. Der Schlussstein des mittleren Bogens trägt die Aufschrift "Janua Coeli" (Pforte des Himmels). Eine helle Kuppel krönt den Hochaltar mit den Gemälden. Das Fresko über dem Hauptaltar stellt die Anbetung des Allerheiligsten Sakraments ("Brot der Engel") dar.

Église Saint-François-de-Paule

Die Kirche Église Saint-François-de-Paule wurde von 1736-1775 gebaut. Der Stil mischt Elemente aus dem piemontesischen Spätbarock mit dem klassizistischen. Heute wird es von Dominikanern bewohnt.

Église Saint-François-de-Paule
Église Saint-François-de-Paule

Église de la Madone des Grâces dite du Vœu

In den frühen 1830er-Jahren wüteten in Frankreich und Teilen von Europa schwere Cholera-Epidemien, die auch im späten Winter des Jahres 1832 Nizza bedroht. Die sardischen Konsule entschieden, dass die zu dieser Zeit etwa 30.000 Einwohner durch Hygienemaßnahmen gerettet werden sollten. Zusätzlich soll auch ein Gelübde an die Madonna des Grâce helfen. Wenn die Stadt verschont bliebe, dann würde dieser Rettung zu Ehren eine Kirche in ihrem Namen gebaut. Der Plan klappte: Der Bau begann 1835 und endete 17 Jahre später.

Um an die Rettung Nizzas zu erinnern, erneuert bei einer feierlichen Prozession der aktuelle Bürgermeister dieses Gelübde jedes Jahr im Frühsommer, Ende Mai oder Anfang Juni.