Sant' Antiogu

Sant' Antiogu ist dir größte südlich von Sardinien gelegene Insel, welche durch eine schmale Landenge mit Sardinien verbunden ist. Reste der römischen Brücke sind noch sichtbar. Der gleichnamige Ort lädt zum Verweilen ein. Die Altstadt ist fast frei von Autoverkehr.

Fonte Roma

Folgt man der Hauptstraße Via Roma, passiert man den römischen Brunnen Fonta Roma. Dieser wurde 1911 restauriert. Kurz danach ist die Hauptstraße zeitweise für den Autoverkehr gesperrt. Viele Geschäfte und Bars finden sich hier. An der Piazza Umberto folgen wir der bergaufwärts führenden Straße.

Su Portali de sa Corti deIs Agus

An der Ecke Via Virgilio und Via Regina Margherita sind die Reste des Stadttores Su Portali de sa Corti deIs Agus aus dem 18. Jahrhundert zu sehen. Die nahegelegene Kirche Chiesa di Santa Rosa wurde 1825 entfernt, um Platz für die Weizenbank Monte Granatico zu schaffen. Das Gebäude diente als Lagerhalle für Weizen, um die ärmsten Bauern zu unterstützen und die Produktivität zu steigern. Bei den Arbeiten ist auch das Stadttor teilweise abgetragen worden.

Su Capitulu

Das Hauptgebäude war für Jahrhunderte Sitz der Bischöfe. 1875 wurde das Haus von der Stadt erworben und in eine Schule und das Rathaus umgewandelt. Die Sanierung wurde 1930 beendet. Die Keller wurden zusammengelegt, um mehr Platz zu schaffen. Die Fassade wurde im Stil der damaligen Zeit neu gestaltet. Heute befinden sich die öffentliche Bibliothek, Konferenz-  und Ausstellungsräume im Gebäude.

Sa Cresia de Santu Antiogu

Die Basilika Sa Cresia de Santu Antiogu ist eines der ältesten Gebäude Sardiniens. Es stammt aus dem 5. Jahrhundert und war der orignale Sitz des Bischofs der Diozöse Sulcis Ilgesiente. Der Grundriss ist ein griechisches Kreuz. Im 12. Jahrhundert wurde die Kirche vergrößert und umgebaut. Die Seitengänge und das Mittelschiff wurden verlängert, so dass der Grundriss nicht mehr der Urform entsprach. Die Wände wurden vergipst und mit Fresken versehen, welche 1966 wieder entfernt worden sind.

Die Umbauarbeiten waren nicht auf das 12. Jahrhundert beschränkt, sondern setzten sich bis ins 18. Jahrhundert fort. Aus dieser Zeit stammt auch die Barockfassade.

Su Forte de su Pisu

Die Bauarbeiten zu dem kleinen Fort Su Forte de su Pisu begannen 1813 und waren 1815 noch nicht abgeschlossen, als tunesische Piraten die Insel plünderten. Sie belagerten auch das unvollständige Befestigung und eroberten das Fort nach 7 Stunden. 3 Tage später zogen die Piraten mit 158 verschleppten Bewohnern ab. Die Festung kann besichtigt werden, der Eintritt beträgt 3 €. Karten können im Museum erworben werden.

Blick vom Su Forte de su Pisu über die Dächer
Blick vom Su Forte de su Pisu über die Dächer

Akropolis

Direkt an der kleinen Festung schließt sich die Ausgrabungsstätte der alten Akropolis an. Die Befestigung aus der punischen Zeit aus dem 4. Jahrhundert vor Christus ist gut an den quaderförmigen Blöcken erkennbar. Weiter südlich sind Strukturen aus der römischen Zeit erhalten, Reste von einem Tempel. Neun Säulenreste sowie der Boden aus festgestampfter Erde aus verschiedenen Epochen sind zu sehen.

Tofet

Im ethnologischen Museum in der Via Necropoli 24 kann man Tickets für die Besichtigung der einzelnen Stätten oder auch Kombitickets erwerben. Empfehlenswert ist es auf jeden Fall, das Tofet mit angeschlossenem archäologischen Museum zu besuchen. Für zwei Personen haben wir 11 € bezahlt. Das Topfet wird im Rahmen einer Führung besichtigt.

Im Tofet wurden totgeborene oder verstorbene Kinder vor der Initiation der phönizischen Göttin Tinnit und dem phönizischen Gott Baal Hammon geopfert. Die Körper wurden verbrannt und die Asche und Knochenreste in kleine Tontöpfe gelegt und in der Erde eingegraben. Während des Opferritus beteten die Eltern zu den Göttern um die Aufnahme der Seele des verstorbenen Kindes und baten um Gnade für neue und glücklichere Geburten. War der gesamte Kultplatz mit Tontöpfen voll, wurde Erde aufgeschüttet, um neuen Platz zu schaffen. Die ältesten Urnen ähneln den Töpfen aus der Nuraghenzeit oder sind phönizische Töpfe, die mit geometrischen Mustern verziert sind. Die Verwendung von Stelen zum Gedenken an die empfangene Gnade beginnt gegen Ende des 6. Jahrhunderts vor Christus mit der Vorherrschafft Karthagos über Sardinien.

Teil des Opferrituals war auch die Legung einer Steinstele als Votivgabe, um die Götter für die Gnade einer neuen Geburt zu bitten. Der Brauch, eine Stele zu deponieren, kam aus Karthago, war aber auch schon vorher an dieser Stelle üblich. Die Stele ist von einem sehr primitiven Typs, welcher aus senkrecht aufgestellten länglichen Steinen besteht. Im Tofet wurden ungefähr 2.000 Stelen entdeckt. Im Gegensatz zu den Urnen sind viele Stelen erhalten geblieben. Während die ältesten Stelen aus länglichen Steinen bestanden und als Bethile bezeichnnt werden, hatten die jüngeren die Form von kleinen Tempeln, welche im Inneren das Abbild einer Gottheit enthielten.

Nach der Verbrennung wurden die Überreste der Verstorbenen in ein neues, noch unbenutztes Gefäß gegeben und schließlich darin begraben. Als Urnen dienten vornehmlich Tontöpfe, in der früheren Periode finden sich auch Ausnahmen wie Mischkrüge und kleine Amphoren. In dieser frühen Periode sind die Töpfe des Nuraghentyus die Bedeutendsten, diese sind auch als Milchkochtöpfe bekannt und wurden mit der Töpferscheibe nach phönizischer Technik hergestellt. Dies lässt vermuten, dass die früheren Bewohenr phönizischer sowie auch nuraghischer Abstammung waren. In den 500 Jahren der Nutzung als Heiligtum wurden ausschließlich einfache und damals übliche Kochtöpfe verwendet. Die heute sichergestellten ca. 2.000 Urnen sind ungefähr die Hälfte aller verwendeten Urnen. Gerade die jüngeren Urnen sind später oft entfernt oder zerstört worden.

Das Ritual das Tofet ähnelt in seinem Ablauf zumindest anfänglich dem Bestattungsritus der Erwachsenen. Dementsprechend wurde der Leichnam mit zu Lebzeiten getragenem Schmuck und Amuletten versehen. Es handelt sich um kleine Gegenstände, von denen einige an die östliche Kultur erinnern, andere haben einen Bezug zur ägyptisierenden Ikonographie. Herausragend sind eine kleine grinsende Maske aus Elfenbein und zahlreiche Knöpfe aus Glaspaste, welche einen engen Bezug zur Kindheit haben. Es fehlen aber auch nicht die Darstellungen des Gottes Bes, einer heilenden Gottheit, oder anderen Göttern aus der ägyptischen Welt wie Horus oder Anubis. Die Mehrzahl der Amulette bezieht sich aber auf die Menschen- und Tierwelt. So wurden Amulette in Form von Armen, beschwörenden händen, Phallen und Herzen gefunden. Die Tierwelt diente als Vorbild für zahlreiche Muscheldarstellungen von Kauri-Muschlen, Napfschnecken sowie von Kiemendeckeln der Schneckenmuscheln, gemeinhin als die "Augender Heiligen Lucia" bekannt. Weitere Amulette bestehen aus Fischwirbeln oder aus Anhängern mit Tierdarstellungen wie Vierfüßern, Hundeköpfen und Fischen. Einige kleine Gegenstände wie Würfel oder Anhänger vervollständigen das Repertoire.

Nuraghe Corongiu Murvonis

Sant' Antiogu ist übersäht mir Nuraghen. Eine frei zugängliche ist die Nuraghe Corongiu Murvonis im Süden der Insel. Der Großteil der Nuraghe ist eingestürzt und die Steinbrocken liegen verteilt um den Hügel. Einige Mauern der Spitze sind noch erhalten. Die Nuraghe enthält ein kleines Plateau, auf welchem sich Regenwasser sammelt und einen kleinen Tümpel bildet.

Blick von der Nuraghe Corongiu Murvonis Richtung Westen
Blick von der Nuraghe Corongiu Murvonis Richtung Westen