Jalahandar

Hochzeit im Hotel

Kurz nach 6 Uhr beginnt ein Motor zu dröhnen. Es ist mal wieder Stromausfall, und unser Zimmer liegt genau neben dem Generator. Dieser arbeitet bis kurz nach 8 Uhr, also gehts auf zum Frühstück. Es gibt Cheese Nuklet, das ist eine aus Käse, Erbsen und anderem Gemüse geformte Frikadelle. Es schmeckt ganz gut, ist allerdings sehr fettig, und das macht meinem Magen morgens schon mal Probleme.

Während des Frühstücks kommt eine Hochzeitsgesellschaft in das Hotel. Es scheint sich eine bekannte Persönlichkeit zu vermählen, denn mehrere lokale Kamerateams sind vor Ort. Die meisten Anwesenden sind fein gekleidet, einige tragen Waffen wie die AK-47 und Schrotgewehre.

Weiterfahrt nach Jalandhar

Kurz vor 15 Uhr erscheint endlich Vicky, obwohl wir vormittags weiterfahren wollten. Kein Wunder, dass wir bei solch einer Trödelei zwei Tage für 500 km brauchen. Aber das scheint außer uns niemanden zu stören. Überhaupt gehen die Leute das hier alles ganz ruhig an, ungewohnt für Europäer. 16 Uhr machen wir Pause in einem Straßenimbiss. Imbiss ist eigentlich untertrieben, es ist ein riesiger Komplex, sieht aber nicht sehr vertrauenserweckend aus. Dafür schmeckt der Tee, den wir hier trinken. Vicky ruft Pami an, der uns dann abholt und zum besten Hotel in Punjab bringt. Das Hotelzimmer hat ein schönes Bad mit Dusche, ordentlicher Toilette und Waschbecken. Allerdings ist der Abfluss im Boden der höchste Punkt im Raum. 

Hochzeitsvorbereitungen

Wir stellen das Gepäck ab, und fahren weiter nach Jalandhar, wo die gesamte Familie von Pami versammelt ist. Dort treffe ich auch seinen Bruder Dawinda, sowie seinen Schwiegersohn und natürlich Harminder, dem Bräutigam. Er wird von allen, auch von mir, mit einer Currypaste eingerieben. Dann schwenkt jeder Geldscheine über seinem Kopf und legt diese dann in ein bereitliegendes Tuch. Die Geste soll ihm Glück bringen. Mitten in der Zeremonie fällt der Strom aus. Da auch die Straßenbeleuchtung elektrisch betrieben wird, ist es plötzlich stockdunkel. Es werden Kerzen angezündet, und weiter geht es. Nur die Kamera bleibt aus.

Eine andere Hochzeitsfeier

Pami, Dieter und ich fahren in die Stadt, um zu essen. Kaum essen wir das bestellte Fisch- und Lamm-Tikka, kommt ein Bekannter von Pami herein. Er kommt aus Erfurt, spricht einwandfreies Deutsch. So klein kann die Welt sein. Nach dem Essen fahren wir zurück. Vor dem Haus ist ein Zelt aufgebaut, mit Musik und wieder viel Essen. Ich lerne Pamis Neffen kennen, der aus Vancouver, Kanada, kommt. Ich habe nicht lange Zeit, mich mit ihm zu unterhalten, zwei Mädchen zerren mich auf die Tanzfläche und zeigen mir, wie man indisch tanzt.

Kurz nach 23 Uhr fahren wir ins Hotel zurück. Pamis Erfurter Freund fährt uns, aber wie. Im Dorf ist aufgrund einer Veranstaltung die Strasse gesperrt. Der Erfurter diskutiert mit den bewaffneten Polizisten, will schon wenden, überlegt es sich doch anders, holt dann seine doppelläufige Schrotflinte unter dem Sitz hervor und fuchtelt damit vor den Polizisten herum. Ich verstehe kein Wort, aber wir dürfen doch passieren. Er macht die Polizeisirene an (wer weiß, was uns in dem Auto noch alles erwartet), und wir drängeln uns durch die Menschenmassen.

In der Stadt fährt er wie ein Irrer, hupt, drängelt, schneidet, nutzt die Sirene, um sich Platz zu verschaffen. Rote Ampeln werden ignoriert. Zum Glück sind wir bald da, vor allem, weil man sich hinten in den Autos nicht anschnallen kann, ist mir doch etwas mulmig. Im Hotel angekommen, aber was ist hier los? Der gesamte Parkplatz ist belegt, richtig viele Menschen sind hier unterwegs. Ein einflussreicher Sikh feiert Hochzeit, über 2000 Leute sind eingeladen, erzählt mir der Mann an der Rezeption. Ich habe Durst, und mische mich einfach unter die Gäste, was keinen zu stören scheint. Es gibt leckeres Obst, frischen Saft, Whiskey, Bier und Cappuccino. Genau 40 Pavillions mit zwei bis drei großen Pfannen stehen mit Essen bereit. Schade, dass ich absolut satt bin, aber etwas Melone und Erdbeeren lasse ich mir nicht entgehen.