Neu-Delhi

Frühstück

Früh um 9 Uhr wache ich auf, Hähne krähen und Kinder schreien. Nichts mit ausschlafen. Es ist ungewohnt kalt, etwa 12 Grad. Und es gibt nur dünne Decken, also schnell kalt waschen und anziehen. Die sanitären Anlagen sind grauenhaft. Die eine Toilette ist nur ein einfaches Loch im Boden, unsere Toilette ist immerhin europäischen Ursprungs, leider total verdreckt und die Spülung geht nicht. Immerhin gibt es warmes Wasser, was angenehm ist, aber keine Duschen. Nur ein großer und ein kleiner Eimer steht bereit.

Das Aufstehen nach Ortszeit hilft, den Jetlag ganz gut zu überwinden. Wir starten mit einem ausgiebigem Frühstück. Es gibt Rührei mit Chili-Schoten und Tomaten, alles Eigenproduktion, frisch vom Hof. Dazu gibt es Toast, Yogi-Tee und Marmelade, die extra für uns besorgt wurde. Der Gastgeber tut wirklich alles, um uns zufrieden zustellen. Als wir uns bedanken, strahlt er vor Freude.

Stadtbesichtigung Delhi

Nach dem Essen geht es auf nach Delhi. Der Verkehr ist einfach Wahnsinn. Zum einen herrscht hier Linksverkehr, zum anderen wird jeder Platz ausgenutzt. Die Autos haben die Seitenspiegel eingeklappt, um noch weniger Platz zu beanspruchen. So werden aus drei Spuren fünf oder mehr und am Rand drängelt sich meistens eines der unzähligen Fahrräder oder Mofas, teilweise mit bis zu vier Personen besetzt, vorbei. Ampeln werden ignoriert, die Vorfahrtsregeln habe ich bis heute nicht verstanden. Manchmal fährt man einfach, manchmal läßt man jemandem die Vorfahrt. Interessanterweise habe ich außer Pannen nur einen Unfall gesehen.

In Delhi suchen wir zuerst einen Markt auf, weil ich meine Zahnbürste vergessen habe. Aber das ist gar nicht so einfach, eine zu finden. Nach diversen vergeblichen Besuchen von Supermärkten, finden wir dann doch noch etwas. Nach einigen weiteren geschäftlichen Erledigungen von Vicky, der mich die erste Woche betreut, geht es zum Mittag in eines der vielen Straßenrestaurants. Die Preise sind unglaublich niedrig. Ein Mittagsmenü mit Suppe und Hauptgericht kostet etwa 20-25 Rupien, und das, wo wir für einen Euro 58 Rupien bekommen.

Nach dem Essen besuchten wir noch den Bruder von Tirloksing, ein wichtiger Beamter im Außenministerium. Das Parlament und die anderen Regierungsgebäude sind noch aus der Kolonialzeit. Leider war aus irgendeinem Grund gerade sehr viel Armee in der Stadt, und das Fotografieren wurde untersagt.

Die Briten haben 1920 beschlossen, den Regierungssitz außerhalb von Delhi aufzubauen und haben Neu-Delhi gegründet. Die rechtsstehende Karte zeigt den Stadtplan. Gut zu erkennen ist dreifache Inner Circle, genannt Connaught Circus. Dieser riesige Kreis bildete das Zentrum der neuen Stadt. Südlich davon verläuft der Raj Path, eine riesige Paradestraße ähnlich wie der Champs Elysees in Paris. Am westlichen Ende befindet sich der ehemalige Gouverneurspalast, heute Sitz des Präsidenten. Nördlich und südlich des Raj Paths befinden sich zwei Regierungsgebäude, und das heutige Parlament, das einem riesigen Kolosseum nachempfunden ist.

Rückfahrt

Auf dem Rückweg steckten wir plötzlich in einem Dorf fest. In der einzigen Straße wurde eine Hochzeit gefeiert, und es war so eng, dass ein Wenden nicht möglich war. Mit viel Reden und genug Bakschisch konnten wir dann doch passieren, zwängten uns an bunt geschmückten Elefanten und Menschen vorbei.

Im Hof angekommen, die nächste Überraschung. Kein Strom. Das scheint hier öfters der Fall zu sein, Kerzen waren jedenfalls genug vorhanden. Abends gab es Dal, eine leckeren, leicht scharfen Linsensuppe, dazu Nan, Pickles (scharf und sauer eingelegtes Gemüse, überhaupt nicht mein Fall), Mutton-Curry und Hühnchen. Zusätzlich ein Salat aus selbstangebauten Tomaten, Zwiebeln und Rettich. Sonnengereifte Tomaten schmecken einfach göttlich.